Granate im Rosenschliff - klassisch und authentisch

Antike Brosche aus dem 19. Jahrhundert mit böhmischen Granaten im Rosenschliff

Der Rosenschliff - oft auch als facettierter Cabochon bezeichnet - ist eine ganz klassische Schliffart für Granate. Den Reiz erhält dieser Schliff durch die Reflexion des Lichtes an den vielen kleinen Facetten der gewölbten Oberfläche.

Der Rosenschliff erlaubt eine effiziente Nutzung von kleinen, rundlichen Granatkristallen. Das ist insbesondere bei solchen Granatvorkommen von Vorteil, die nur kleines Rohmaterial liefern. Dies ist z.B. bei den berühmten böhmischen Granatvorkommen der Fall. Die tiefroten Rohkristalle weisen in der Mehrzahl kaum mehr als vier Millimeter Durchmesser auf. Besonders im 19. Jahrhundert war der böhmische Granatschmuck sehr begehrt. Es wurden opulente, aufwendige Schmuckstücke geschaffen, indem zum Teil mehrere Hundert kleine Rosenschliffgranate zu einer zusammenhängenden, funkelnden Oberfläche verfasst wurden.

Der Rosenschliff ist auch gut geeignet für die Verarbeitung von Rohmaterial, das viele Einschlüsse hat. Daher hat sich dieser Schliff auch für die Verwendung in ländlichem Trachtenschmuck durchgesetzt. Hierfür wurden z.B. im alpenländischen Raum einschlussreiche Granate aus den lokalen Vorkommen verschliffen. Heute verwendet man dazu geeigneteres Rohmaterial verschiedener Herkunft, das auch für größere Steine gut geeignet ist.

Granate im Rosenschliff für Trachtenschmuck 

Designer greifen auch in heutiger Zeit für Granat auf den Rosenschliff zurück, um klassische bzw. antike Stilmittel in zeitgenössischem Design zu zitieren und neu zu interpretieren. Hierzu wird der Rosenschliff unter Umständen modifiziert, und es werden sehr feine Qualitäten und auch große Kristalle in diesem Schliff verarbeitet, so dass hochwertige Kreationen entstehen.

Zusammenfassend kann man sagen, dass der Rosenschliff eine perfekte Wahl für Granate darstellt. Er kombiniert wirtschaftliche Vorteile der Verarbeitung mit ästhetischer Eleganz. Im Rosenschliff kommt der Granat in historischen und modernen Designs gleichermaßen zur Geltung kommt.

Allerdings wird der klassische Rosenschliff für Granat nur noch beschränkt angeboten, da er für andere Steinarten nur ganz beschränkt Anwendung findet, und daher im Standardprogramm der meisten Anbieter nicht vorkommt.

Hermann Lind II als Granatspezialist bietet den Rosenschliff in der Standardqualität cqi (die z.B. im Trachtenschmuck normalerweise Verwendung findet) in den gängigen Standardgrößen in den Formen rund, oval, birnform und navette an.

Für bestimmte Designprojekte werden auch besondere Qualitäten und spezielle Größen angefertigt.

Rhodolith - eine ganz besondere Granat-"Varietät"

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Als die ersten Granate mit leuchtend rosaroten bis blass violetten Farben gegen Ende des 19. Jahrhunderts in Macon County, North Carolina, USA, gefunden wurden, waren diese Edelsteine eine Sensation für die Fachwelt: Gemmologen und Mineralogen erkannten schnell, dass es sich um besondere Granate mit einer ganz speziellen Zusammensetzung von ca. 1/3 Almandin und 2/3 Pyrop-Anteil handelte. Die Farbe dieser Granate und auch ihre Zusammensetzung war so sehr von den bis dahin bekannten Pyropen (insbesondere aus Böhmen) und Almandinen (aus verschiedenen Vorkommen z.B. in den europäischen Alpen oder in Indien) verschieden, dass der Varietätsnamen RHODOLITH (vom griech. rhodos = Rose und griech. lithos = Stein) vorgeschlagen wurde. Diese Bezeichnung hat sich als Handelsname durchgesetzt.

Die Beliebtheit der Rhodolithe erklärt sich durch die sehr schönen Purpurfarbtöne dieser Steine, die zwischen rötlich-pink bis rot-violett spielen und sogar blauviolette Farben zeigen können. Hinzu kommt eine besonders schöne Brillanz, die mit der hohen, dem Rubin vergleichbaren Lichtbrechung einhergeht und eine hohe Härte sowie eine Unempfindlichkeit gegen chemische Reagenzien.

Rhodolithe werden – wie alle Edelsteine der Granatgruppe – keinerlei Behandlung zur künstlichen Eigenschaftsverbesserung unterzogen.

Nicht nur kommerziell, auch aus gemmologischen Aspekten heraus sind Rhodolithe sehr interessante Edelsteine:

In einer umfangreichen Untersuchung haben LIND et al. (1998) die Absorptionsspektren von Rhodolithen untersucht und konnten die Farben von Rhodolithen verschiedener Herkunft mit Hilfe von drei unterschiedlichen Spektrentypen erklären:

Rhodolite aus Naktamunda, Orissa, Indien (Typ I), zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Transparenz im blau-violetten Spektralbereich, wie auch im roten Bereich aus, was für die besondere blau-violetten Purpur-Farbe dieser Rhodolithe, die in der Edelstein- und Schmuckindustrie als unter dem Handelsnamen „Naktamunda-Rhodolithe“ legendär wurden. Im heutigen Edelsteinhandel sind insbesondere die vielfach unter der Bezeichnung “Purple Garnet” bzw. “Royal Purple” sich im Handel befindlichen intensiv blauvioletten Steine aus Mozambique diesem Typ zuzuordnen.

Rhodolithe aus dem Gebiet um Arusha, Tansania (Typ II), zeigen eine geringere Transparenz im blau-violetten Spektralbereich, so dass die Farbe als Purpur mit stärkerem Rot-Anteil bezeichnet werden kann: die Farbe dieser Rhodolithe bewegt sich zwischen einem warmen „Weinrot“ und einer „Himbeerfarbe“, und ist typisch für etliche Vorkommen in Tansania.

Rhodolithe aus Kangala, Tansania (Typ III), zeigen zusätzlich zu den Absorptionsbanden, die dem Eisen in der Struktur der Pyrop-Almandin-Mischkristalle zugeordnet werden können, weitere Banden, die Mangan sowie Chrom bzw. Vanadium zugeordnet werden können. Rhodolithe diesen Typs zeigen brillante Purpurfarben und sind als „Kangala-Rhodolithe“ berühmt.

Je nach chemischer Zusammensetzung können einige der Rhodolithe des Typ III eine ins leicht orange-rote hineinspielende Purpurfarbe aufweisen, während andere einen Farbwechsel von purpurrot (in Glühlampenlicht) zu einem grünlich-blau (im Tageslicht) zeigen. Solche Steine stellen Grenzfälle entweder zu den sogenannten „Malaya-Granaten“ bzw. zu den farbwechselnden Granaten dar und haben eine eigene Marktnische innerhalb der Gemeinde der Edelsteinkenner und –liebhaber gefunden.

Rhodolithe aus Vorkommen, die seither neu auf den Edelsteinmarkt kamen, z.B. aus Malawi und Mozambique, können ebenfalls in diese Klassifikation eingeordnet werden (LIND et al., 2015).

Literatur:

Lind, T., Henn, U., & Milisenda, Claudio, C. (1998). Vergleichende Untersuchungen an Rhodolithen verschiedener Provenienz. Z. Dt. Gemmol. Ges., 47(1), 53–59.

Lind, T., Mueller, S., Milisenda, Claudio, C., & Schmitz, F. (2015). New deposits of Rhodolite from Mozambique and Malawi. Gemmologie, 64(3/4), 50–51.

Die Farbe Rot: Pyropos und Carbunculi

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Nirgendwo ist Farbe dauerhafter eingefangen als in Edelsteinen: daher geht von ihnen eine ganz besondere Faszination aus, die den Menschen von alters her in ihren Bann schlägt.

Die Farbrezeptoren des Menschen reagieren bevorzugt auf Blau, Grün und Rot: und gerade dies sind die Farben, die auch in Edelsteinen seit jeher besonders beliebt sind.

Granat ist kulturhistorisch betrachtet als einer der bedeutendsten, weil über die Jahrtausende hinweg durchgängig zu Schmuckzwecken verwendeten roten Edelsteine anzusprechen.

Von Grabbeigaben weiß man, dass bereits in prähistorischen Zeiten Granate in Ketten verarbeitet wurden.

Während historischer Zeiträume ist eine nahezu lückenlose Verwendung von Granat über die letzten rund dreitausend Jahre nachzuweisen. Die Herkunftsbestimmung von Granaten in historischen Schmuckstücken liefert wertvolle Hinweise über Handelsbeziehungen früherer Zeiten.

Zu den ältesten literarischen Erwähnungen des Karfunkelsteines, griechisch  „anthrax“, gehört die Übersetzung des Alten Testamentes aus dem Hebräischen in das Griechische, die um 300 v.Chr. in Alexandria entstand. Danach gehört der „anthrax“ zu den zwölf Edelsteinen auf der Brusttasche Aarons zur Symbolisierung der zwölf Stämme Israels (2. Buch Moses, Kapitel 28, Vers 17 sowie Kapitel 39 Vers 10).

Es ist allerdings umstritten, ob mit dieser Übersetzung die hebräischen Steinnamen richtig wiedergegeben wurden.

Die Schriften von  Teophrastos (372-287 v. Chr.) (griech. Peri lithon  = in lateinischer Übersetzung “De lapidibus“ = „Über die Steine“) und Plinius (23 – 79 n. Chr.) [ Historia naturalis = „Naturgeschichte“]  sind als die ältesten primären wissenschaftlichen Quellen zu betrachten. Im Gegensatz zu späteren, mittelalterlichen Auslassungen über allerlei allegorische und mythische Bedeutungen der Edelsteine, geben die Schriften dieser beiden antiken Autoren im Wesentlichen rational nachvollziehbare, sachliche Beobachtungen wieder.

Mit anthrax wird von Theophrastos sowohl die gemeine Kohle bezeichnet, die im Feuer verbrennt, wie auch rote Edelsteine mit großer Härte, die im Feuer nicht verbrennen aber im Sonnenlicht wie glühende Kohle glänzen . Obwohl mit gleichem Namen belegt, sind diese beiden Typen des „anthrax“ aufgrund der Eigenschaften streng voneinander unterschieden.

Es ist aufgrund des damaligen mineralogischen Kenntnisstandes als sicher anzunehmen, dass die Bezeichnung „anthrax“  im Griechischen als Gattungsname vermutlich mehrerer roter Edelsteine wie Rubin, roter Spinell sowie roter Granat aufzufassen ist.

Aufgrund der Bemerkung von Theophrastos, dass der „anthrax“ zur Anfertigung von Siegeln gerne benutzt wurde, ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass Theophrastus mit dem Edelstein „anthrax“ den roten Granat meinte, da gerade in hellenistischer Zeit (Theophrastus ist ein Zeitgenosse Alexanders des Großen) ein Höhepunkt der Verarbeitung von Granat in Gemmen zu verzeichnen ist, während keinerlei Rubin-Gemmen aus damaliger Zeit bekannt sind.

Karthago und das heutige Marseille, damals bedeutende phönizische Handelsstädte, werden explizit als Handelszentren (nicht Fundort) für „anthrax“ angegeben. Milet in Kleinasien könnte sowohl Fundortangabe wie Handelszentrum gewesen sein.

Plinius übersetzt „anthrax“ mit „carbunculus“, und beschreibt wie bereits Theophrastos das Leuchten gegen die Strahlen der Sonne („contra radios solis scintillare“).

Plinius erwähnt wie Theophrastos Karthago, Milet und Massilia (heutiges Marseille) als Handelszentren. Äthiopien, Alabanda, Ägypten und Arabien kommen neu hinzu, wobei Alabanda in der Nähe von Milet als Schleifzentrum genannt wird.

Die Autoren des frühen bis hohen Mittelaters,  Marbodus (1035-1123 n. Chr.), Arnoldus Saxo (um 1200 n. Chr), Hildegardis von Bingen (1098-1179 n. Chr.)) stellen hauptsächlich allegorische oder mythologische Betrachtungen auf der Grundlage der überlieferten Literatur an und liefern keine eigenständigen Erkenntnisse über die Eigenschaften und Vorkommen der „anthrax“ oder „carbunculi“.

Dennoch liegt die eigentliche „Geburtsstunde“ des eigenständigen Begriffes „Granat“ noch im Mittelalter:

Albertus Magnus (1193 – 1280 n.Chr.) unterscheidet „rubinus“, „granatus“ und „belagius“ als drei unterschiedliche Arten von „carbunculi“. Es ist anzunehmen, dass der Begriff “Granat” sich aus dem lateinischen “granum” = “Korn” ableitet, und auf die rote Farbe der Samenkörner des Granatapfels Bezug nimmt.

Aber erst die Renaissance bringt entscheidende neue Impulse, insbesondere durch den ganz neuen Stellenwert, den man der Mineral- und Bergbaukunde nunmehr beimisst.

An erster Stelle steht natürlich die Suche nach Gold- und Silbererzen, aber die Fürsten der Renaissance haben auch ganz gezielt die Suche nach Edelsteinen gefördert und der Fortentwicklung der Goldschmiedekunst eine große Bedeutung beigemessen.

 

Pyrop und Almandin

Erst die Etablierung der chemischen Analyse von Mineralen hat im 19. Jahrhundert zur Unterscheidung der roten Granate in zwei verschiedene Minerale geführt:

der Pyrop als Magnesium-Aluminium-Silikat

sowie

der Almandin als Eisen-Aluminium-Silikat. 

Mit dem Fortschritt der Naturwissenschaften hat sich herausgestellt, dass alle natürlichen Granate im Grunde genommen als “feste Mischungen” beschrieben werden müssen. Es handelt sich um Mischkristalle zwischen Endgliedern, die als “reine” Minerale in der Natur nicht existieren. Ein Pyrop ist daher ein Granat-Mischkristall mit mehrheitlichem Pyrop-Anteil, ein Almandin ein Granat-Mischkristall mit vorherrschendem Almandin-Anteil.

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Faszination Granat

Die ungebrochene Beliebtheit der Granate ist auf die hervorragenden Edelsteineigenschaften zurückzuführen: Granate sind widerstandsfähig gegen alle Umwelteinflüsse, haben eine relativ hohe Härte und vor allem eine hohe Lichtbrechung, die für eine hervorragende Brillanz der geschliffenen Edelsteine sorgt.

Von ganz besonderer Faszination ist natürlich die rote Farbe der Granate, die sowohl im Lichte der Sonne wie im Kunstlicht am Abend gleichermaßen angenehm auf den Betrachter wirkt.

Sowohl Brillanz wie Farbe der Edelsteine wird erst durch den Schliff optimal zur Geltung gebracht. Hier kommt es ganz auf das Können und die Erfahrung des Edelsteinschleifers an, um den Weg des Lichtes durch den Edelstein so zu gestalten, daß die ideale Kombination von Brillanz und Farbwirkung erreicht wird.

Traditionell werden Granate im sogenannten "Rosenschliff" verarbeitet, der eine hohe Lichtwirkung durch Reflexion an zahlreichen Facetten bewirkt,  sowie als Cabochons, die zur Erzeugung einer besseren Lichtdurchlässigkeit auf der Unterseite ausgeschlägelt werden.

Sehr häufig werden Granate auch im sogenannten "Brillantschliff" oder auch "Tafelschliff" verarbeitet. Hierbei erfährt der Lichtstrahl auf seinem Weg durch den Edelstein mehrmalige Totalreflexion an der Rückseite des geschliffenen Steines, bevor er durch die sogenannte "Tafelfacette" auf der Vorseite austritt und in das Auge des Betrachters gelangt. Dieser Schliff eignet sich hervorragend für Granate mit hoher Transparenz.

Moderne Edelsteinschliffe des ausgehenden 20. Jahrhunderts kombinieren sehr häufig traditionelle Elemente mit ganz neuen Ideen, um besondere Lichtwirkungen im Stein zu entfalten und eignen sich hervorragend zu individuellen Schmuckkreationen.

Das geheimnisvolle Feuer und der Glanz der Granate wirkt seit Jahrtausenden immer wieder von neuem anregend auf den kreativen Schmuckgestalter.

Jede Generation schafft eigene Möglichkeiten, sich diesem Material zu nähern und in hochwertigen Schmuck einzuarbeiten.

Die Entdeckung von neuen Vorkommen dieses klassischen roten Edelsteines in der Mitte des 20. Jahrhunderts, die auch heute noch qualitativ hochwertiges Material liefern, sowie die Entdeckung andersfarbiger Granate (hierzu gehören z.B. grüne Tsavolithe, die heute – gleich nach dem Smaragd - zu den begehrtesten grünen Edelsteinen gehören) hat zu einer Renaissance der Granate in der Schmuckverarbeitung geführt.